Verführung auf dem Land
Ein Frühsommerabend in den Weinbergen mit einem nach frischem Apfel duftenden, jungen Riesling, im Herbst eine Weinprobe im alten Kelterhaus, ein winterlicher Dämmerschoppen bei Kerzenschein am Kamin, im Frühling die erste Brotzeit im Garten einer Gutsschänke. Großer Hunger oder kleine Gelüste? Handkäs' mit und ohne Musik, Schnitzel und Schmalz, Rippchen und Rieslingbraten, Lendchen in Spätburgunder und Eisweinschaum: Hier kommt der Gaumen nicht zu kurz!
Lasse mer uns de Wein schmecke, liewe Leut`,
er ist allzeit e Stück`che Natur,
e Stück`che Kindstauf un Himmelfahrt.
(Carl Zuckmayer)
Vom Holz bis zum Tafelsilber
In der Verbandsgemeinde gibt es Straußwirtschaften, Gutsschänken, Weinstuben, Restaurants, Pizzerien und sogar das eine oder andere Schlemmertempelchen. Einfach und deftig, raffiniert und einfallsreich: Wingertsknorze, ein würziges, weinstockwurzelförmiges Gebäck, Filet und andere Tafelspitzen. Geboten werden ein breites kulinarisches Angebot und für jeden Anlass ein passender Rahmen: im jahrhundertealten Fachwerkhaus, im ehemaligen Adelssitz oder in einem gemütlichen Keller neben Fässern, die nicht anders können, als die fröhliche Runde zu beflügeln.
"Wo's Sträußje hängt, wird ausgeschenkt"
Die Straußwirtschaft ist Gastronomie ehrlich und
direkt: In Haus Und Hof bewirten die Winzer ihre Gäste mit Wein und
anderem Selbstgemachtem. Der Arbeits- und Zeitaufwand in einem solchen
Betrieb ist meistens sehr hoch und jeder hilft mit: Man wird hier von
der ganzen Familie samt Verwandtschaft umhegt. Es gibt zwar nur kleine
Gerichte, dafür sind die Tische eher groß, die Anzahl der Stühle gering,
doch sind sie hoch begehrt. Kenner lieben das fröhliche Gastestapeln,
die Gemütlichkeit steigt mit jedem Neuenkömmling. Man kommt sich näher
oder aber bleibt - in kleinem Abstand mittendrin.
Natürlich ist auch die Küche hier eng verbunden mit dem Wein. Die lokalen Gerichte sind bodenständig, ehrlich, eben "ohne Ferz" und bilden nicht nur für die ausgiebigen Weinproben eine gute, stärkende Grundlage. Omas Rezepte werden in den letzten Jahren wiederbelebt: zum Beispiel ein mit Gewürzen in Öl eingelegter Camembert oder die gute alte Kartoffelsuppe.
Tradition haben auch der Bundkuchen – ein gugelhupfähnlicher mit Liebe
und besten Zutaten gemachter Hefekranz - und der Zimtbutterkuchen mit
Mandeln. Spezialitäten aus eigenem Anbau wie der Spargel schmecken
vorzüglich zu jungen, erlesenen Weißweinen.
Die lokale Küche ist
auch von außen bereichert worden: Wanderarbeiter aus dem Westerwald
haben z.B. den würzigen Spießbraten mitgebracht - ein Muss bei jedem
Fest.
Geschmack der Jahreszeit
Im Herbst, wenn die Weinhefe den Most zum Gären bringt, ist die Zeit für eine ganz besondere, deftige Köstlichkeit gekommen: für Federweißen oder Roten Rauscher, den bitzelnden, trüben, gärenden und "gefährlichen" Most aus weißen bzw. roten Trauben. Dazu gibt es Zwiwwelkuche, eher herzhaft oder sogar eine luxuriösere Variante. Was da reinkommt, sollte ein Geheimnis bleiben und einfach mal probiert werden.
Kulinarisches Souvenir, leicht gemacht und unvergesslich
Spundekäs`für
vier Personen: Man nehme 500g Frischkäse, 250g Sahnequark, 1 Eigelb,
eine feinst geschnittene Zwiebel und Salz, rühre alle, bis es
geschmeidig wird. Am besten über Nacht durchziehen lassen. Kurz vor dem
Servieren mit Paprika bestäuben und nach Geschmack mit Zwiebel
bestreuen. Dazu knusprige Salzbrezeln und fertig ist das Andenken.
(Wichtig: Man begleite sich während der Zubereitung und natürlich auch
danach mit einem Glas Wein.)
Geist aus der Flasche – Trester und Weinhefebrand
Wie der Wein, so der Geist. Je höher die Qualität der Traube, um so besser natürlich auch der ausgepragte Geschmack ihrer "vergeistigteren" Form. Nach einem ausgiebigen Essen vollendet er oder beschwichtigt das „Zuviel des Guten“.